Schüler des Gymnasiums Eschenbach in Bratislava

Zu Beginn dieses Schuljahres, vom 14.09.18-22.09.18, reisten 19 Schülerinnen und Schüler unseres Gymnasiums im Rahmen unseres langjährigen Schüleraustausches mit dem Jura Hronca Gymnasium nach Bratislava. Erneut haben wir unseren geschätzten Kolleginnen an der slowakischen Partnerschule, Frau A. Jóžová und von Frau V. Sadloňová für eine interessante Programmauswahl und eine perfekte Vorbereitung zu danken.

Die Betreuung der deutschen Schüler erfolgte dieses Mal nicht nur von Martin Weinzierl, sondern auch von Gabi Zaus, die kurzfristig für eine Kollegin eingesprungen ist und sich als weitere Begleitperson für diesen Austausch zur Verfügung gestellt hat.

Nach einer völlig problemlosen Bahnfahrt wurden unsere Schüler am Hauptbahnhof in Bratislava mit gewohnter Freude und Herzlichkeit empfangen. Die Erholung von der Anreise währte aber nur kurz, denn noch am Sonntag begann mit einer Führung durch die Altstadt das offizielle Programm. Während die Schüler des Jura Hronca Gymnasiums die Geschichte des Historischen Rathauses, des Erzbischöflichen Palais oder des Martinsdomes erläuterten, glänzten die Silhouetten dieser bedeutenden Sehenswürdigkeiten in der spätsommerlichen Sonne der slowakischen Hauptstadt.

Zweifellos bestand die große Besonderheit dieser Begegnung in der dreitägigen Exkursion in die Nordslowakei. Die Burg Trenčín, die in der Nähe des Flusses Waag auf einem Felsen erbaut worden ist, ist ein repräsentativer, mit vielen Schießscharten versehener Palast. Bei einer Führung durch diese weitläufige Anlage erfuhren wir auch, dass die Römer von dieser Region aus im zweiten nachchristlichen Jahrhundert einen Versuch unternahmen, Germanien zu erobern. Beredtes Zeugnis dafür ist eine in den Felsen gehauene lateinische Inschrift in der Nähe des Hotels Elisabeth, die die Anwesenheit römischer Truppen unter der Führung der Kaiser Marc Aurel (+ 180 n. Chr.) und Commodus (+192 n. Chr.) in dieser Gegend bezeugt. Bei unserem Rundgang durch die Altstadt am Fuße der Burg gefiel uns eine von schattenspendenden Bäumen gesäumte Hauptstraße ganz besonders.

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Nachdem wir am nächsten Morgen mit dem Schiff auf eine kleine Insel im Orava-Stausee gefahren waren, erblickten wir dort eine Kirche, die wegen ihrer ausgefallenen Architektur in dieser einsamen Landschaft zunächst wie ein Fremdkörper wirkte. Schließlich erfuhren wir, dass dieses Heiligtum der letzte Rest einer wohlhabenden Gemeinde namens Slanica ist, die bei der Anlage des Stausees in den Jahren 1941-1953 mit etlichen anderen Ortschaften vom Wasser überflutet wurde. Diese Kirche beherbergt heute ein Museum für slowakische Volkskunst. (Ausgestellt sind vor allem Holzskulpturen aus dem 19. und 20. Jahrhundert.) Mit einem Rundgang durch das Bauernhofmuseum Zuberec beendeten wir diesen Tag.

Die Burg Orava, die wir auf der Rückfahrt nach Bratislava besichtigten, beeindruckte uns schon durch ihre besondere Lage: Weithin sichtbar thront sie auf einem Kalkssteinfelsen über dem gleichnamigen Fluss. Weil sie auf den Betrachter wie ein Märchenschloss wirkt, wurde sie in den letzten hundert Jahren oft als Filmkulisse benutzt. (Als jüngere Beispiele können dafür die Streifen „König Drosselbart“ oder „Dreagonheart“ aus den Jahren 1984 bzw. 1996 dienen; auch der Gruselklassiker „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ aus dem Jahr 1922 ist dort entstanden.) Dennoch ist dieses Bauwerk auch kunstgeschichtlich hochinteressant. Die begüterte Adelsfamilie Thurzo, der diese Burg im 16. Jahrhundert gehörte, ließ diese Anlage beträchtlich erweitern und prächtig ausstatten. In Rajecká Lesná erwartete uns eine Sehenswürdigkeit von besonderer Art: Dort wurde nämlich das Heilsgeschehen im Stall von Bethlehem mit Hilfe von modellartigen Anbauten an eine Krippe in die Slowakei versetzt.

Angesichts dieser Fülle an Besichtigungen und Rundgängen kam bei den begleitenden Lehrkräften allmählich die Frage auf, inwieweit unsere Schüler all die Informationen wirklich aufgenommen und verarbeitet haben. Doch spätestens als sie in der Bibliothek des Jura Hronca Gymnasiums ihre Fotos präsentierten und kommentierten, waren alle Bedenken gegenstandlos geworden. Hier wurde klar, wie groß das Interesse der Schüler an der jeweils anderen Kultur ist. Eine besondere Freude war außerdem, dass uns einige Teilnehmerinnen aus Eschenbach die Darbietung mit einem bayerischen Schmierkuchen versüßten und dass im Anschluss daran Sebastian Lindner allen Beteiligten einen praktischen Einführungskurs ins „Schuhplatteln“ gab. Der Erfolg dieses Austausches ist aber sicherlich auch darauf zurückzuführen, dass er von Anfang an zum Lernort für die Sozialwirksame Schule wurde und dass sowohl von Lehrern als auch Schülern deren zentralen Werte, wie Höflichkeit, Respekt oder Verantwortung, bewusst gelebt wurden.

Dovidenia! Wir freuen uns auf ein Wiedersehen!

G. Zaus, M. Weinzierl