Nérac

neracSeit 2006 unterhält das Gymnasium Eschenbach eine Schulpartnerschaft mit dem Collège Henri de Navarre / Lycée George Sand in Nérac.

Nérac ist ein Städtchen von ca. 7500 Einwohnern im Département Lot-et-Garonne, auf halbem Wege zwischen Bordeaux und Toulouse (beide ca. 100 km entfernt). An den Ufern der Baïse, eines Nebenflusses der Garonne, gelegen, gehört es zur Region Aquitaine (Hauptstadt Bordeaux). Die Stadt liegt inmitten eines fruchtbaren Hügellandes mit mildem, sonnigem Klima. Westlich davon erstrecken sich die ausgedehnten Kiefernwälder des "Plateau Landais", das in das Flachland an der Atlantikküste übergeht.

Beliebte Produkte aus der von Obst-, Gemüse- und Weinbau geprägten Gegend sind, neben Wein und Armagnac, Pfirsiche, Pflaumen, Äpfel, Kirschen und Erdbeeren sowie Tomaten und Spargel. Nérac selbst ist besonders für seine Honigmelonen bekannt. Auch Wildspezialitäten und Geflügelprodukte aller Art, allen voran die „foie gras de canard“ (Entenleberpastete) erfreuen sich großer Beliebtheit.

nerac 2Eine erste kulturelle Blüte erlebt Nérac in der Römerzeit. Überreste einer römischen Villa und Mosaiken aus dem 3.Jahrhundert n.Chr., die noch heute im Parc de la Garenne zu besichtigen sind, zeugen von einer gallo-römischen Siedlung an der Baïse.

Seinen im Mittelalter beginnenden Aufstieg verdankt Nérac der Adelsfamilie d`Albret, die im 12.Jahrhundert die Lehnsherrschaft über die Stadt und ihr Umland übernimmt. In dieser Zeit entstehen eine neue Stadtmauer, Stadttore und das Schloss, das bis in 16.Jahrhundert weiter ausgebaut wird.

1533 geht aus der Verbindung einer d`Albret-Tochter mit einem Spross der Familie Bourbon Henri de Navarre hervor, der 1589 als Heinrich IV. den französischen Thron besteigen, die Herrscherdynastie der Bourbonen begründen und mit dem Toleranzedikt von Nantes die Religionskriege beenden wird. Er gilt, obwohl er in Pau in den Pyrenäen geboren ist, bis heute als der größte Sohn der Stadt.  Als er in den 70er Jahren des 16.Jahrhunderts in Nérac residiert, wird die Stadt zum politischen und intellektuellen Zentrum.

Auch heute noch sind Heinrich und die Familie d`Albret in Nérac gleichsam allgegenwärtig.  In der Stadtmitte steht ein Standbild Heinrichs IV., im Parc de la Garenne, den ebenfalls die Familie d`Albret anlegen ließ, erinnert die Fontaine de Fleurette an eines der zahlreichen amourösen Abenteuer des „Vert Galant“, wie Heinrich auch genannt wurde.

Das Collège Henri de Navarre und das Lycée George Sand bilden einen großen Schulkomplex, nutzen gemeinsame Gebäude und eine gemeinsame Infrastruktur (Internat, Kantine, Schulbusse etc.) und werden von einem gemeinsamen Lehrerkollegium betreut. Das „Collège“ ist eine Art Gesamtschule, die alle Schüler nach der fünfjährigen Grundschule bis zum Alter von ca. 15 Jahren besuchen. Das „Lycée“ führt danach in drei weiteren Schuljahren zum Abitur.  Das Lycée George Sand ist ein „lycée d`enseignement général“, d.h. es bietet das gesamte Fächerspektrum an und führt zur allgemeinen Hochschulreife.

Eine „Spezialität“ in Nérac ist das Theater. „Dramatisches Gestalten“ wird als reguläres Unterrichtsfach angeboten, und die Schule verfügt über einen eigenen Theatersaal. Eine andere Besonderheit, die hierzulande manchem eher als „Kuriosität“ erscheinen mag: Rugby ist im Südwesten Frankreichs Nationalsport und wird auch an der Schule eifrig praktiziert. Vor allem die Mädchenmannschaft (sic!) hat beachtliche Erfolge vorzuweisen.

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Die Partnerschaft zwischen unseren beiden Schulen, die auf Vermittlung eines seit vielen Jahren in Bayreuth lebenden deutsch-französischen Ehepaars zustande kam, besteht seit 2006. In diesem Jahr fand auch der Schüleraustausch zum ersten Mal statt. Am Gymnasium Eschenbach wird der Austausch für Schüler der 8.Klassen angeboten. Im ersten Jahr nahmen nur Schüler des mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweiges teil. Seit das G8 die achte Jahrgangsstufe erreicht hat, wird auch der sprachliche Zweig einbezogen. Obwohl die „Neusprachler“ zum Zeitpunkt des Austausches erst ein gutes halbes Jahr Französisch lernen, hat sich dies durchaus bewährt. Auch und gerade Schüler der neusprachlichen Klassen haben sich in den letzten Jahren mit Engagement und Erfolg am Austausch beteiligt.

Was die Teilnehmerzahl betrifft, so müssen wir uns mit unseren französischen Partnern abstimmen: die beiden Gruppen (die deutsche und die französische) müssen gleich groß sein. Dies hat zur Folge, dass wir nicht immer alle mitnehmen können, die sich für den Austausch interessieren. Wenn mehr Interessenten als Plätze vorhanden sind, muss – leider! – das Los entscheiden.

Auf französischer Seite nehmen in erster Linie Schüler des Collège am Austausch teil. Häufig handelt es sich um Jugendliche, die Deutsch als erste Fremdsprache lernen. Seit dem Bestehen des Austauschs erfreut sich das Fach Deutsch in Nérac wachsender Beliebtheit und verzeichnet steigende Schülerzahlen.

Der Austausch findet „auf Gegenseitigkeit“ statt, d.h. die Jugendlichen sind – im Regelfall – in der Familie ihres Austauschpartners untergebracht und haben Gelegenheit, an deren Alltag teilzunehmen. Andererseits treffen sie auch jeden Tag wieder mit ihren deutschen Klassen- bzw. Schulkameraden zusammen, mit denen sie Ausflüge und andere Aktivitäten unternehmen. Die begleitenden Lehrkräfte sind, falls es einmal Probleme geben sollte, für die Teilnehmer jederzeit telefonisch erreichbar.

Zum Programm des Austauschs gehören neben der obligatorischen „Stadtrallye“ und dem deutsch-französischen Abend Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung des Partnerorts, von denen einer jeweils in eine größere Stadt führt (in Frankreich Toulouse oder Bordeaux, bei uns Nürnberg oder Regensburg). Außerdem besuchen die Schüler an mehreren Vormittagen mit ihren Partnern den Unterricht.

Deutsche wie französische Schüler haben mit dem Austausch überwiegend positive Erfahrungen gemacht und wurden in ihren Gastfamilien durchwegs herzlich aufgenommen. Auch dauerhafte Kontakte, die zu gegenseitigen privaten Besuchen geführt haben, sind bereits entstanden. Es lohnt sich also, die durchaus verständliche anfängliche Scheu vor dem „Sprung ins kalte Wasser“, den ein einwöchiger Aufenthalt in einer fremdsprachigen Familie bedeutet, zu überwinden.