Schule daheim – wie geht’s Schulleiter, Eltern und Lehrkräften damit

Und was macht ein Schulleiter momentan allein in der Schule? Peter Schobert vom Gymnasium Eschenbach ist zunächst froh, dass technisch alles für die Schüler funktioniert. Gespräche, persönliche Begegnungen fallen für ihn weg, dafür gilt es täglich die neuen Mitteilungen des Kultusministeriums zu überprüfen, die elektronische Post durchzugehen, Anfragen von Lehrkräften, Eltern und Schülern zu beantworten, die Digitalisierung voranzubringen. „Die Schule ist ja nach wie vor da“, meint er, allerdings eben ohne die Menschen, die Schule ausmachen.

Ganz allein ist er nicht, das Sekretariat ist besetzt, der Hausmeister, die Reinigungskräfte sind da. Aber er vermisst „einen gewissen Geräuschpegel, der ihm sagt, dass die Schule mit Leben, das heißt mit Schülern erfüllt ist“ und hofft, dass die Situation sich nach den Osterferien entspannt. Bis dahin bleibt der Kontakt auf wöchentliche Elternbriefe und Lehrerbriefe oder Mails beschränkt.
Müssen jetzt die Eltern zu Hauslehrern werden? Nachfragen beim Elternbeirat haben ergeben, dass das System für die jüngeren Schüler in den ersten beiden Tagen gewöhnungsbedürftig war, sie aber mittlerweile auch gut damit zurechtkommen. Ziel der Schulleitung war es, den praktischen Aufwand für die Eltern möglichst gering zu halten. Man ist sich aber bewusst, dass die Eltern zur täglich neuen Motivation der Schüler gefragt sind. Die stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende findet „Schule daheim“ aber trotzdem gut, da sich die Kinder intensiver mit dem Stoff beschäftigen müssen, sich mittlerweile auch neue Inhalte erarbeiten und entsprechend umsetzen müssen. Sie regt an, ebenso wie die Schulleitung, dass Schüler, die unsicher sind, Fragen haben, sich von den derzeitigen Bedingungen überfordert fühlen, sich bei den Fachlehrern melden sollen, um Hilfe zu erhalten.

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Motivation für den Lehrerberuf ist vorrangig die Freude an der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen. Die Freude bleibt, der persönliche Kontakt ist auf die digitalen Medien reduziert worden. Besprechungen erfolgen über Email, manche haben ihren Schülern auch eine Telefonnummer für den schnellen Kontakt oder für Beratungen gegeben oder Aufsätze zur Korrektur werden mit der Post verschickt. Keiner war auf diese Situation vorbereitet oder konnte sich irgendwie einarbeiten. Auch den Lehrkräften fällt die zeitliche Einschätzung nicht immer leicht, es fehlt das klärende Gespräch mit den Schülern. Man muss sich einfach noch mehr in die Schüler hineinversetzen, um Arbeitsaufträge verständlich zu formulieren. Man sieht nicht direkt, ob etwas verstanden wurde oder wie die Stimmung ist. Physiker nehmen Erklärvideos zu wichtigen Versuchen auf oder suchen entsprechende Animationen, Vokabeln werden aufgesprochen und über Messenger verschickt. Mit Blick auf die Schüler wird deren zuverlässige Rückmeldung an die Lehrkräfte gelobt. Die gute Unterstützung durch die Eltern durch das Ausdrucken der Arbeitsblätter vor allem für die Jüngeren wird sehr geschätzt. Manche Schüler schreiben mittlerweile auch persönliche Mails an ihre Lehrkräfte, um sich nach ihnen zu erkundigen. Schulisch finden einige die neue Form des Unterrichts spannend, man kann neue Konzepte oder Formen des Unterrichts ausprobieren, aber wichtig ist allen, dass dies ein befristeter Zustand ist. Mit einem Augenzwinkern sagt ein Kollege, dass er die Lautstärke in der Aula oder Turnhalle nicht vermisst oder dass er selten in einer Woche so wenige Schüler ermahnen musste, einhellig ist aber die Meinung, dass die sozialen Kontakte fehlen, der Umgang miteinander, der Austausch. Für einen anderen hat der aktuelle Zustand wenig mit Schule zu tun, treffend findet er den Vergleich: Schule daheim ist wie Laufen auf dem Laufband – irgendwie unnatürlich.

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(I.B.)