Schüleraustausch mit dem Gymnasium Jura Hronca in Bratislava

Mit guter Laune und wohlbehalten sind am Abend des 28.09.2025 die 16 Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Eschenbach nach einem neuntägigen Aufenthalt in der Slowakischen Republik nach Hause zurückgekehrt.

Wieder einmal dürfen wir Herrn Dr. Mayer für die gewohnt gute Organisation dieser Schülerbegegnung danken, die jedoch in dieser Form nicht ohne die großzügige Unterstützung des Pädagogischen Austauschdienstes in Bonn hätte durchgeführt werden können. Unsere Anerkennung gilt auch unserer neuen Kollegin, Frau Wrage, die sich kurzentschlossen bereit erklärte, als Begleitlehrkraft an dieser Fahrt teilzunehmen.

251011 bratislava

Nach einer problemlosen Bahnfahrt trafen wir bei strahlendem Sonnenschein in der Hauptstadt der Slowakei ein, wo wir am Bahnhof Petržalka von unseren neugierigen Partnerschülerinnen und -schülern empfangen wurden. Nach einem Tag in den Gastfamilien blieb uns zur weiteren Entspannung kaum noch Zeit. Bereits am Montag führte die beiden Schülergruppen ein erster gemeinsamer Weg in die Werkshallen von VW-Slovakia. Dort konnten wir erleben, wie zielsicher und präzise KI-gesteuerte Roboter spritzfertige Karossen und andere Baugruppen, wie Achsen oder Auspuffanlagen, zusammenschweißten. Wir staunten noch mehr, als wir hörten, dass diese Maschinen sich selbst kontrollieren und dass sie die Hand des Menschen nur noch im Ausnahmefall benötigen.
Von den Möglichkeiten moderner Technik beeindruckt, bestiegen wir am nächsten Tag erneut den Zug, um im Nordosten der Slowakei die raue Landschaft der Hohen Tatra kennenzulernen. Nach dem Aufstieg zur Seilbahn- und Raststation Hrebienok wanderten wir auf steinigen Pfaden zu einsam gelegenen Hütten, von denen einige nur durch Sherpas versorgt werden können. Weil uns der Wettergott tags darauf wegen anhaltender Regenfälle zunächst von weiteren Bergtouren abhielt, verbrachten wir einen Vormittag im Tatra-Museum in Tatranská Lomnica. Später aber klarte der Himmel etwas auf, sodass wir trotz allem noch eine einfache Wanderung zu einem Gebirgssee wagten, auf der wir nicht zuletzt wegen der tiefhängenden Wolken die mystische Aura der Hohen Tatra erleben konnten. Dass diese Berge Orte religiöser Erfahrung sind, wurde uns noch stärker bewusst, als wir auf einen Waldfriedhof mit volkstümlich bemalten Kreuzen stießen, dessen Inschriften dem Andenken tödlich verunglückter Bergsteiger gewidmet sind. Ein moderner Kreuzweg am Rande eines Wanderwegs war so interessant, dass wir ihn fotografisch dokumentierten.
In der Stadt Kežmarok war ein historischer Friedhof ein erstes lohnendes Besichtigungsziel. Wir konnten uns nicht genug darüber wundern, dass die Grabinschriften zum großen Teil in deutscher Sprache abgefasst waren. Wie uns Herr Dr. Mayer eindrucksvoll erklärte, war die Region Kežmarok als Siedlungsgebiet der Zipser Sachsen tief von einer deutschen Kultur geprägt, die bis ins späte Mittelalter zurückreichte. Diese starb jedoch sehr rasch ab, als nach dem Zweiten Weltkrieg auch in der Zips eine starke Abneigung gegen alles Deutsche aufkam. Dass die benannten Grabmäler heute noch so gut erhalten sind, ist das Verdienst der Messerschmitt-Stiftung in München, die sich u. a. dem Erhalt von deutschem Kulturgut im ehemaligen deutschen Sprachraum verschrieben hat.
Die Kuratorin des Schulmuseums-Kežmarok hatte für ihre Ausstellung in den Räumen der historischen Bibliothek wiederum höchst beeindruckende Exponate ausgewählt. Unter ihnen waren Erstdrucke von den Schriften Martin Luthers aus dem Jahr 1520, wie z. B. die Publikation „Von den guten Werken“. Ebenso beeindruckte uns das dargebotene geografische Material, wie beispielsweise Landkarten mit allegorischen Darstellungen der Kontinente. (So waren Europa als Jungfrau oder die Erdteile Europa, Afrika und Asien als Kleeblatt zu sehen.)
Sicherlich darf auch die Besichtigung von Wien als Highlight dieser Begegnung angesehen werden. Geradezu gierig erkundeten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Rahmen einer Stadtrallye die Wiener Innenstadt. Unter den berühmten Museen stieß bei den Schülern das von Frau Wrage beworbene Naturhistorische Museum auf das größte Interesse. Wenn auch die „Venus von Willendorf“ das bedeutendste Exponat der gesamten Ausstellung ist, so erregten nicht zuletzt mehrere lebensgroße, detailgenaue Wachsfiguren unsere Aufmerksamkeit, die die Entwicklung des Menschen begreifbar machen. Diese stellen nicht nur den noch tierartigen Australopithecus dar, sondern auch einen jagenden Neandertaler. Der Homo sapiens war bereits zum Gebrauch technisch entwickelter Waffen befähigt.
Bereits während der Reise war zu erkennen, dass der älteste Schüleraustausch am Gymnasium Eschenbach wiederum gut angenommen worden ist. Hat sich doch erneut gezeigt, dass die Länder Europas durch eine lange und bedeutende Tradition verbunden sind, die junge Menschen auch in modernen Zeiten erfreuen, inspirieren und vereinen kann.
J. Wrage/M. Weinzierl