Wie ich lerne, die Menschen zu lieben

Die Schülerinnen und Schüler der 9. Jahrgangsstufe absolvierten ein zweieinhalbtägiges Sozialpraktikum in Einrichtungen der Alten- und Krankenpflege sowie der Behindertenarbeit. Ihre Einsatzorte erstreckten sich dabei auf die Landkreise Neustadt an der Waldnaab, Tirschenreuth, Amberg-Sulzbach und die Stadt Weiden. In den allermeisten Fällen gelang es, die Neuntklässler in ihrem eigenen Wohnort zu beschäftigen, kurze Fahrten zur Praktikumsstelle waren die Ausnahme.

Das Sozialpraktikum, hervorgegangen aus dem sogenannten „Compassion“-Projekt, das in Deutschland theologisch u. a. von dem aus Auerbach stammenden Prof. Johann Baptist Metz grundgelegt worden ist, geht von der Idee aus, dass Empathie erlernbar ist.

Eine Studie niederländischer Neuroforscher, aus der die „Süddeutsche Zeitung“ vom 31.05./01.06.14  zitiert („Lektionen in Mitgefühl“), kommt zu dem Ergebnis, dass Menschen mit wenig ausgeprägtem Mitgefühl auf Aufforderung („Versuchen Sie zu fühlen, wie es dem Anderen geht“) mehr Einfühlung zeigten, was auch durch die dafür typischen Erregungsmuster in den entsprechenden Hirnarealen messbar war.

In diesem Zusammenhang weisen die Wissenschaftler auch auf die Notwendigkeit hin, Situationen zu schaffen, in denen Empathie abverlangt wird.

Den Schülerinnen und Schülern wird im Umgang mit alten, kranken und behinderten Menschen verdeutlicht, wie Leben in  krisenhaften Situationen bewältigt wird und welch hohen Stellenwert die persönliche Zuwendung und praktische Hilfe dabei einnehmen.

Anfangs vielleicht bestehende Unsicherheiten, sich in einer solchen Situation angemessen und hilfreich zu verhalten, werden im Vorfeld des Praktikums angesprochen und von den Lehrkräften ernst genommen. Eine schriftliche Auseinandersetzung mit dieser Herausforderung hilft dabei, das anstehende Praktikum zu vergegenwärtigen. Die Teilnehmer erstellen am Ende des Einsatzes auch in der Einrichtung selbst eine kurze gedankliche Skizze ihrer Eindrücke. Zusammen mit einer letzten Reflexion im Abstand von ungefähr einer Woche und einer mündlichen Rückmeldungsrunde im Unterricht erkennen die Schülerinnen und Schüler den enormen Entwicklungssprung, den sie gewagt haben: Ich bin eine Hilfe für Menschen, die andere brauchen; ich tue anderen Menschen gut; ich wachse an Aufgaben; meine eigenen Sorgen und Nöte relativieren sich ein Stück im Umgang mit alten, kranken und behinderten Menschen; ich bekomme von vielen Menschen etwas zurückgeschenkt an der Aufmerksamkeit, die ich ihnen zuvor entgegenbringe, Empathie ist keine Einbahnstraße.

Jesus von Nazareth hat diese Tätigkeit in einen größeren Zusammenhang gestellt:

    „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“
      (Mt 25,40)

Allen Einrichtungen gebührt ein herzliches Vergelt's Gott für ihre Kooperationsbereitschaft.

Ein besonderer Dank gilt dem treuen Freund des Gymnasiums Eschenbach, dem ehemaligen Schüler Dr. Frank Schröder, der auch heuer die Belehrung der teilnehmenden Neuntklässler nach dem Infektionsschutzgesetz (InfSchG) unentgeltlich übernahm. Nur mit dem Zeugnis über die erfolgte Einweisung in dessen Bestimmungen darf die Arbeit in den jeweiligen Einrichtungen aufgenommen werden.

Markus Brandl